Ich werde mich von Zara trennen. Ich glaube, sie mag mich nicht. Aber der Reihe nach:
Zara ist so ein toller Hund, wenn auch ein selbstständiger und sehr eigenwilliger Hund, aber das hatte ich akzeptiert. Womit ich nicht zurecht komme ist ihre Distanz zu mir. Sie ist bis heute nicht einmal von sich aus zum Schmusen zu mir gekommen. Meine Aufforderungen sich mal in meine Nähe zu legen, ignoriert sie standhaft. Ich muss zu ihr hingehen um sie mal zu knuddeln, dann lässt sie sich das gerne gefallen. Ich war sogar schon eifersüchtig, weil Zara meine Untermieterin immer so freudig begrüßt und vor ihr herumtänzelt. Was ist nur passiert? Hatte ich in den ersten Wochen eine rosarote Brille auf? Ich hätte anfangs geschworen, dass Zara anhänglich ist, sie hat mich doch in der ersten Zeit nicht aus den Augen gelassen und hat sogar neben meinem Bett geschlafen. Was habe ich falsch gemacht? Zaras Distanz machte mich traurig und unzufrieden und Ende Mai habe ich mir einen kleinen Rüden gekauft, der mein und Zaras Herz im Sturm eroberte und mich jeden Tag glücklich macht.
Im Juli erfuhr ich, dass bei meiner Vermieterin Multiple Sklerose festgestellt worden war. Ein großer Schreck. Für mich bedeutet das, dass ich im Fall von Eigenbedarf hier ausziehen muss. Meine erste Angst war: ein Hund muss weg. Beim Gedanken, den kleinen Benji wegzugeben, habe ich nur noch geheult, so lieb hatte ich ihn schon. Und Zara gegenüber hatte ich so ein schlechtes Gewissen - das hatte sie nicht verdient auf ihre alten Tage. Also wollte ich es riskieren beide Hunde zu behalten und auf unser Glück vertrauen, dass sich für alles irgendeine Lösung findet.
In der Zwischenzeit nahm ich am Schicksal einer Nachbarin anteil, die ihre alte Hündin nach langer Krankheit einschläfern lassen musste und Wochen später über die Anschaffung eines neuen Hundes sprach. Sollte ich ihr Zara anbieten? Nein, ich konnte es nicht.
Vorletzte Woche holte sich diese Nachbarin einen Hund aus dem Braunschweiger Tierheim, der ihren Wünschen entsprach: schon älter, aber fit für lange Spaziergänge, nicht so groß, kein Kläffer ... In den ersten zwei Tagen hat besagter Hund zwei Nachbarn und einen Hund "gebissen" und wurde ins Tierheim zurückgebracht. Meine Nachbarin hat so bitterlich geweint und da habe ich sie spontan gefragt, ob sie es mit Zara probieren möchte. Und ob sie das wollte!
Am nächsten Tag kam sie zu mir. Ich habe Zara erzählt, dass sie entscheiden soll, ob sie Frau Stolte mag und bei ihr leben möchte. Wir setzten uns ins Wohnzimmer, Zara legte sich neben die Füße von Frau Stolte und drehte sich auf den Rücken um sich kraulen zu lassen und blieb dort liegen!! Ich hatte einen Kloß im Hals. Die beiden haben dann einen ersten gemeinsamen Spaziergang gemacht und kamen aufgekratzt wieder. Zwei Tage später ist Zara auf Probe zu Frau Stolte gezogen, welche mich schon am nächsten Tag anrief um mir zu sagen, dass Zara ein neues Zuhause habe! Aber die 14 Tage Probezeit soll sein damit die Entscheidung aus vollster Überzeugung getroffen wird.
Ich bin traurig, dass es so gekommen ist, aber auch total erleichtert, denn wenn ich Zara nur aus Verantwortungsbewusstsein behalten hätte, wären wir miteinander nicht wirklich glücklich geworden. Nun hat Zara eine echte Chance auf ein schönes Zusammenleben mit einem überglücklichen, dankbaren Frauchen.
Liebe Grüße
Gabriela